Projektbeschreibung

Matthias Miersch  (MdB)
Initiator des Schulprojekts

#You4Europe

„Mehr Europa zu denken, mehr Europa zu gestalten – dazu sind wir gerade

heute wieder aufgerufen.“

Hintergrund: 23. Juni 2016 – Dem Referendum des Vereinigten Königreichs für den Austritt aus der Europäischen Union wird mit einer Mehrheit von 51,89 % zugestimmt. Dieses Ereignis bildet die Ambivalenz dieses politischen Zeitalters beispielshaft ab. Einerseits werden Stimmen laut, die keine Zukunft im europäischen Zusammenhalt sehen. Andererseits gibt es einen großen Teil der Bevölkerung, der sich nach mehr Europa sehnt – und gerade diesen Teil der Bevölkerung bilden vor allem junge Wählerinnen und Wähler ab. Der europäische Zusammenhalt – innerhalb der EU und Europas – sowie die Demokratiestärkung sind wichtige Grundpfeiler der politischen Bildung, die mit dem Projekt #You4Europe vertieft werden sollen. In diesem Kontext hat die Schule eine besondere Aufgabe: Denn die Schule ist die einzige Instanz, die den Auftrag der politischen Bildung gesetzlich (Niedersächsisches Schulgesetz, § 2) zugeschrieben bekommt.

Projektinhalt: #You4Europe soll

jede Schule des Bundestagswahlkreises Hannover-Land II hat die Möglichkeit, eine schuleigene Gruppe zusammenzustellen, die an #You4Europe teilnimmt. Diese Gruppe kann gerne heterogen zusammengestellt sein und sich aus Schülerinnen und Schüler verschiedener Jahrgänge zusammensetzen. Wenn es für die Schulen koordinierbar ist, kann sich auch eine Gruppe aus verschiedenen Schultypen eines Ortes bilden. Unter dem Motto #You4Europe sollen die Schülerinnen und Schüler Projekte entwickeln, die ein Stück Europa und Demokratie in die Schule und ihre Umwelt tragen. Den Ideen der Schülerinnen und Schüler sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Vom Rap-Video, Theaterstück bis zum Schulparlament ist vieles möglich. Nachdem alle Projektideen entwickelt wurden und fertiggestellt sind, findet eine Großveranstaltung mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Jede Gruppe stellt den anderen Teilnehmer*innen ihr Projekt vor. Die Gewinner werden wie folgt ermittelt: Jede teilnehmende Gruppe erhält eine Stimme. Diese Gruppe darf für jede andere Gruppe – nur nicht für sich selbst – stimmen. Neben diesen abgegebenen Stimmen gibt es zusätzlich noch eine Fachjury, die sich aus rund drei Personen zusammensetzt. Jedes Jurymitglied hat ebenso eine Stimme. Am Ende ergibt sich das Ergebnis aus den Jurystimmen und den Abstimmungen der teilnehmenden Gruppen.

Projektbeschreibung aus Sicht der Schülerinnen und Schüler

Im Rahmen des #You4Europe Projektes, initiiert durch Dr. Matthias Miersch, steckten wir uns als Juniorbotschafter-AG des Gymnasiums Lehrte das Ziel, herauszufinden, was Europa für junge Menschen bedeutet, um auf dieser Grundlage eine Europawahl an unserer Schule zu simulieren.

Also begannen wir eine Umfrage an unserer Schule durchzuführen, durch welche die Themen der Parteien entstehen sollten, die als Hauptthemen im Wahlkampf behandelt und auch anschließend in einer Debatte diskutiert wurden. Basierend auf den in der Debatte gewonnen Eindrücke der verschiedenen Parteien wurde dann von den bei der Debatte anwesenden Schülern gewählt.
Abschließend werteten wir diese Wahl aus und erarbeiteten parteienspezifische Interviews als Reaktion auf die Wahl.

In dieser eben genannten Umfrage fragten wir Schülerinnen und Schüler unseres Gymnasiums erst einmal, was für Sie dieses doch sehr abstrakte „Europa“ sei und was für Aufgaben dieses Europa übernimmt, um zu erfahren, inwiefern sich die Schülerinnen und Schüler schon mit Europa beschäftigt haben und welche Vorkenntnisse bestehen.
Wie im Vorhinein erwartet, nimmt das Verständnis von Europa mit dem wachsenden Alter zu, jedoch antwortete auch eine der Europaklassen unserer Schule mit genauen Vorstellungen, was Europa für sie sei. Als Konsens aller Antworten, lässt sich zusammenfassen, dass viele Schüler mit Vorkenntnissen Europa als eine große Chance sehen, mit kontinentalen Problemen umzugehen und besonders die Freizügigkeit als große Chance für sie persönlich sehen, gerade wenn es um die Auswahl einer Universität und somit um ihre berufliche Zukunft geht.

Weiterhin fragten wir, was die Schülerinnen und Schüler von Europa erwarten und was sie sich von Europa wünschen.
Neben der Forderung nach einer sozialeren Ausrichtung Europas, erhielten wir wiederholt Antworten, die um eine vergleichbare Bildung in Europa und die damit einhergehenden, gleichen Chancen bei der Berufs- und Studienwahl bemüht sind. Zudem wurde oftmals die Migrationspolitik aus verschiedensten politischen Perspektiven angesprochen wie es auch bei der Thematik des Umweltschutzes der Fall war.

Abschließend wollten wir wissen, was für Probleme in Europa gesehen werden und was für Themen besonders beschäftigen.
Hierbei wurden oftmals die bei der vorherigen Frage dargestellten Themen angesprochen.
Zuzüglich wurden zwei Themen angesprochen, einmal der Umgang mit Digitalisierung generell, jedoch spezifisch im Kontext der positiven und negativen Folgen für die Umwelt und der Ausstattung von Schulen mit technischer Ausrüstung und zum anderen der Europäische Föderalismus.
Dieser wurde eher oberflächlich angebracht, jedoch wurde Kritik an der jetzigen Struktur der Europäische Union geübt und der Europäische Föderalismus als Alternative aufgezeigt.

Nach dieser Auswertung der Befragung entwickelten wir drei Parteien, die jeweils zwei der durch die Umfrage bekannten Themen auswählten und diese dann aufarbeiteten.
In dieser Phase entstanden die Parteien:
EGH-Europas Gerechte Hand mit den Themen Migration und Bildung,
FPE-Freie Partei Europas, die die Themen des Europäischen Föderalismus´ und Digitalisierung bearbeiteten und
die SPE- Soziale Partei Europas, die sich mit der Sozialen Gerechtigkeit und dem Umweltschutz auseinandersetzte.

Nun ging es in die Erarbeitung der Parteiprogramme und die Arbeit in den Kleingruppen, die die Parteien simulierten. Hier beschäftigten sich die verschiedenen Gruppen mit der Geschichte Europas und dem heutigen Stand, bzw. der momentanen Politik, um eine Kenntnis über schon vorhandene Herangehensweisen an Probleme und Anregungen zur Lösungssuche zu finden.
Die ausgearbeiteten Programme der Parteien sind in der näheren Ausführung diesen zu finden.

Während dieser Arbeit entwickelte das parallel arbeitende Medienteam eine Struktur für die anstehende Debatte, suchte Fragen heraus, entwickelte ein grobes Skript und kümmerte sich um die Dokumentierung der Debatte durch diverse Kameras.

Nach einiger Vorbereitung war es an der Zeit und der Tag der Debatte stand an.
Eine kurzen Einführung der leitenden Lehrer bildete den Anfang und einer Vorstellung der Parteien durch einen im Vorhinein gedrehten Einspieler folgte, bevor die Debatte beginnen konnte. Insgesamt für nahezu 80 Minuten wurde vor drei Klassen unterschiedlichster Alters- und Klassenstufen debattiert, geleitet durch zwei Moderatoren des Medienteams diskutierten die Kandidaten der Parteien, sehr kontrovers und lösungsorientiert, über ihre unterschiedlichen Herangehensweisen an die verschiedenen Themen und über die von den Zuschauern gestellten Fragen. Abschließend folgte ein kurzes Schlussplädoyer eines jeden Kandidaten und dann ging es für die anwesenden Schülerinnen und Schüler auch schon an die Wahlurnen, an denen zwischen den drei Parteien auf Grundlage des in der Debatte gewonnenen Eindruckes abgestimmt wurde.

http://jubo-lehrte.de/unsere-debatte/

Es wurde ein sehr eindeutiges Ergebnis.
Die FPE gewann die Wahl klar mit 68 % der Stimmen, abgeschlagen, aber mit den zweitmeisten Stimmen schloss die SPE die Wahl mit 25 % ab und die EGH erreichte ein Ergebnis von 7 % der Stimmen.

Es folgte eine kurze Analyse der durch die Wahl erlangten Erkenntnisse, in welcher besonders das starke Abschneiden der FPE und das schwache Ergebnis der EGH thematisiert wurden.

Nun war es zum Abschluss der Inhaltlichen Arbeit an der Zeit ein kurzes Interview mit den Kandidaten auszuarbeiten, das ebenfalls unter der genaueren Betrachtung der Parteien zu finden ist.

Als finaler Schritt wurde diese Website erarbeitet und dann mit Inhalt gefüllt.

Wir als Juniorbotschafter-AG haben viel von diesem Projekt mitnehmen können.
Auf der einen Seite jeder für sich persönlich, zum Beispiel die Kandidaten und Moderatoren der Debatte, die ihre Fähigkeiten frei zu sprechen verbessern konnten oder die `Ausarbeiter´ der Parteiprogramme, die sich in die politischen Themen eingearbeitet haben, sich mit den jetzigen Begebenheiten auseinandersetzen und so in diesen Bereichen Kompetenzen entwickeln konnten, auf der anderen Seite konnten wir aber auch erkennen und an die Schülerinne und Schüler, die in der Debatte als Zuschauer mitgewirkt haben und die Befragten, herantragen, dass die Europäische Union und die Demokratie im Ganzen eine komplexes Konstrukt ist, das eben nicht selbstverständlich ist, sondern nur durch Engagement und dem Auseinandersetzen mit den Themen der Europapolitik immer wieder erkämpft werde muss.