Unsere Ideen & Ziele

Europa und Demokratie– diffuse und abstrakte Begriffe?

Die Europäische Union ist heutzutage in aller Munde — ihre Ziele und Werte werden diskutiert, hochgehalten, angegriffen. Begriffe wie die Förderung des Friedens, Freiheit, Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit, Forderungen nach der Eindämmung sozialer Ungerechtigkeiten und Diskriminierung sowie technologischen Fortschritts und die zeitgleiche Betonung bestimmter Werte wie Inklusion, Toleranz und die Achtung der Menschenwürde werden mit einer Unbekümmertheit verwendet und in einer Pluralität genutzt. Jeder redet mit, jeder nutzt die Begriffe nach eigenem Belieben im öffentlichen Diskurs. Sie werden zur Selbstverständlichkeiten. 

Auch unsere Europaklasse des Gymnasiums geht mit dieser Selbstverständlichkeit an die Auseinandersetzung mit der Europäischen Union heran. Bei der Frage, was Europa für sie bedeutet, werden Werte wie Vielfalt, Sicherheit und gegenseitige Unterstützung genannt und diskutiert – sie haben ungefähre Vorstellungen der Bedeutungen dieser Begrifflichkeiten. Doch was heißen sie eigentlich im Konkreten? Welche Auswirkungen, welchen Einfluss haben die vertretenen Ziele und Werte der Europäischen Union auf jeden Einzelnen von uns in unserem Alltag?

Stellt man diese Frage unseren Mitschülern und Mitschülerinnen folgt meist ein nachdenkliches Schweigen, bevor jemand zögerlich auf die Möglichkeit, Urlaub in jedem beliebigen europäischen Land machen zu können, verweist. Mutiger geworden folgen die Sprachenvielfalt, die Sicherheit durch Polizei sowie die gegenseitige Unterstützung der Länder – wie ein vager Verweis auf Griechenland und das Finanzpaket. Ironisierend wird häufig noch die Gurken-Länge angeführt.

Die Frage nach Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ist für uns Schülerinnen und Schüler noch schwerer zu beantworten – bis auf die Wahlmöglichkeit als noch abstrakte politische Einflussnahme und einige Schlagwörter aus dem Politikunterricht sind die meisten von uns überfragt, inwiefern sich Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in unserem Alltag auswirken. 

Das ist ein demokratisches Europa – unser Ziel

Das vorliegende Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die Bedeutung und Relevanz der Europäischen Union zu thematisieren. Die genormte Gurke gehört genauso zu den politischen Prozessen wie die Entscheidungen, die unsere Freiheit, Sicherheit und Unabhängigkeit schützen. Dementsprechend möchten wir ganz im Sinne der Idee des Projekts #You4Europe Europa und Demokratie in die Schule zu tragen, einen Weg finden, scheinbare Selbstverständlichkeiten aufzugreifen und in einem konstruktiven Diskurs zu konkretisieren. Die Bewusstwerdung der politischen Prozesse in einem Staatenverbund soll über eine Simulation der Europawahl gegründet werden. Hierfür gründen wir eigene fiktive Parteien, die von unseren Mitschülerinnen und –schülern gewählt werden sollen. Somit können wir überprüfen, inwiefern unsere gegründeten Parteien, ihre Wahlprogramme und ihre Wahlwerbung den Nerv der Zeit treffen und die Ängste, Wünsche und Vorstellungen unserer Kommilitonen ernst nehmen. 

Drei Ideen

Unser Projekt vertritt hierbei folgende drei Ideen:

# Eine faktische Auseinandersetzung als Grundlage eines reflektierenden Diskurses

Durch die Auseinandersetzung mit dem realen Wahlkampf um die Europawahlen 2019 sowie dem aktuellen gesellschaftlich-politischen Diskurs rund um Europa soll die Bedeutung der EU in unserem Alltag thematisiert werden. Die EU kann somit als konkrete Institution verstanden werden, die real uns betreffende Entscheidungen umsetzt. Zugleich reflektieren wir die Herausforderungen eines europäischen Zusammenhaltes – Wieviel Entscheidungsgewalt steht einem Staatenverband zu? Welche Bereiche sollten übergeordnet diskutiert werden, welche bleiben Ländersache? 

Wir überprüfen, inwiefern uns die Schwerpunktsetzungen der verschiedenen Parteien im Wahlkampf zur Europawahl 2019 in unseren Vorstellungen, Ängsten und Wünschen ansprechen. Darüber möchten wir den Dialog eröffnen, welche Werte und Ziele für uns in unserem Alltag entscheidend sind. 

# Eigene Ideen und Vorstellungen als Wahlprogramm – die Simulation

Reflektieren und kritisieren ist einfach – doch welche Alternativen kann es überhaupt geben? Zwischen dem Verständnis der Werte und Ziele der europäischen Union und dem Bewusstsein für die eigene Verantwortung, diese Werte und Ziele im Alltag selbst zu leben, zu gestalten und für diese einzutreten, können Welten liegen. Dementsprechend soll es nicht bei einer faktischen Auseinandersetzung bleiben – in einer Simulation einer eigenen Europawahl wollen wir uns aktiv mit unseren eigenen Wünschen und Vorstellungen für die Zukunft der Europäischen Union auseinandersetzen. 

Hierfür gilt es eine eigene fiktive Partei zu gründen und diese zu gestalten. Die eigenen Vorstellungen finden Ausdruck in der Namensgebung, im Wahlprogramm und insbesondere auch in der selbst gestalteten Wahlwerbung. Der Höhepunkt dieser Auseinandersetzung liegt in der Durchführung einer simulierten Wahldebatte, in deren Anschluss die Wahl stattfindet, die es zu gewinnen gilt. Auf der Bühne wollen wir die von uns eingeladenen Schülerinnen und Schüler mit einem handfesten Wahlprogramm überzeugen, mögliche Koalitionen anstreben und uns deutlich von den anderen Parteien abgrenzen, indem wir unsere Schwerpunktsetzungen gegenseitig angreifen. Moderiert wird dieser Wahlkampf ebenfalls durch uns Juniorbotschafter. Im Anschluss der Debatte wählen die geladene Gäste, sodass wir direkt überprüfen können, inwiefern unsere Gedanken und Vorstellungen unsere Kommilitonen ansprechen und überzeugen. 

# Fiktion und Realität

Nachfolgend gilt es diese Simulation und die fiktiven Forderungen der Parteien inhaltlich zu analysieren und im Sinne einer faktischen Auseinandersetzung zu überprüfen, inwiefern die Ideen im Kontext des politischen Systems der Europäischen Union als Staatenverbund umsetzbar wären. Dies soll uns dahingehend schulen, in dem Diskurs differenziert Stellung zu beziehen und Kritik und Vorwürfe kritisch zu reflektieren. Zu einer bewussten Auseinandersetzung mit der EU und der Demokratie gehört es Chancen und Grenzen des Staatenverbundes sowie Dynamiken in der europäischen Zusammenarbeit zu verstehen.

Übergeordnetes Ziel wird sein, diese faktische Auseinandersetzung in die Schule zu tragen, indem wir Juniorbotschafter als Experten den Unterricht verschiedener Klassen und Jahrgänge besuchen und mit den Schülern in kleinen Unterrichtseinheiten Begebenheiten der EU erörtern. 

Entsprechend werden Materialien, Handreichungen und ähnliches von den Botschaftern vorbereitet und auf unserer Website Lehrkräften zur Verfügung gestellt.